In der Fachstelle Eine Welt des Ev. Kirchenkreises Herne war die Sozialdezernentin der Stadt Herne, Stephanie Jordan, zu Gast. Die gelernte Soziarbeiterin ist in der Stadtverwaltung zuständig für die Bereiche Soziales, Gesundheit, Jugend und Familie sowie das Jobcenter. Dadurch ergaben sich im Gespräch zahlreiche Verknüpfungen zu den Arbeitsbereichen der Fachstelle.
Stephanie Jordan sieht in der Fachstelle einen guten Partner, wenn es darum geht den Zusammenhalt in der Stadtgesellschaft und die Demokratie zu fördern. Ihr Ziel ist es, an das Vorhandene und Vielfältige in Herne anzuknüpfen und Verbindungen herzustellen, um so für möglichst viele Menschen erreichbare Orte zu schaffen, an denen sich die unterschiedlichen Altersgruppen und Geschlechter begegnen. Auch dem Leitgedanken der Fachstelle Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung zu fördern, kann sie viel abgewinnen.
Die Flüchtlingsreferentin Katja Jähnel berichtete aus der Beratungstätigkeit, die vielfach darin bestünde Termine bei Ausländeramt zur Verlängerung des Aufenthaltes zu beschaffen und Veto einzulegen, wenn den Klient:innen wegen des abgelaufenen Aufenthaltes die Stelle nicht verlängert werde und das Jobcenter Leistungen nicht mehr zahle. Man sei im ständigen Austausch mit Dr. Burbulla als zuständigem Dezernenten, aber Veränderungen scheitern auch an der Personalsituation und sind langwierig. Frau Jähnel berichtete zudem von vielen Anfragen nach Kirchenasyl. In den Gemeinden würden viele ehrenamtliche eine unglaublich gute Arbeit leisten, um ein Kirchenasyl mitunter über Monate zu begleiten und somit vulnerable Menschen vor einer Rückführung in Länder, in denen nachweislich die Bedingungen für Asylbewerber menschenunwürdig und gewalterfüllt sind, zu schützen.
Im Gespräch wurden auch immer wieder konkrete Projekte angesprochen. So schlug Eine-Welt-Promotor Markus Heißler vor, dass die Stadt das Kriegerdenkmal an der Holsterhauser Straße, wo auch Beteiligten an Kolonialverbrechen und Völkermord gedacht wird, durch eine erklärende Informationstafel ergänzen soll. Er informierte auch über die Zusammenarbeit mit der Stadt im Projekt FaireKita sowie über die internationalen Begegnungsprojekte der Fachstelle im Kinder- und Jugendbereich.
Die Beraterinnen Nina Bauer und Anna Hopfe aus dem Bereich für Betroffene von Menschenhandel, Zwangsheirat und Häusliche Gewalt berichten über einen starken Zulauf von Klientinnen, der stetig ansteigt. Die Erreichbarkeit der Ausländerbehörde und die Terminvereinbarung für Klientinnen stellen teilweise eine zeitaufwendige Hürde dar. Zudem wurde ein Bedarf hervorgehoben, in engerem Kontakt mit dem Jugendamt zu stehen, wenn es beispielsweise um spezielle Bedarfe von gewaltbetroffenen 18-21-Jährigen geht. Darüber hinaus wurden Überlegungen zur Schaffung weiterer geschützter Unterbringungsmöglichkeiten thematisiert.
Die Evangelische Erwachsenenbildung ist in diesem Jahr mit Petra Stach-Wittekind neu gestartet. Die ersten beiden Halbjahresprogramme sind initiiert. Es zeigt sich, dass Menschen gern in Ihrem Stadtteil Angebote besuchen. Dadurch wird der Stadtteil aufgewertet und eine weite Anreise entfällt. Hier kann sich in Zukunft eine Zusammenarbeit ergeben. In Zeiten von Kirchenschließungen könnten die Stadtteilzentren als Veranstaltungsorte infrage kommen. Bei knapperen Kassen könnte und sollte man mit den verschiedenen Playern näher zusammenrücken. So schätzte dies auch Frau Jordan ein.
Zum Abschluss informierte Martina Wisnewski, Koordinatorin für ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit sowie Ausreise- und Perspektivberaterin, über die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten für Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit. Diese reichen von kurzzeitigen Projekten bis zu sehr ausführlichen Begleitungen von Geflüchteten, die sich über Jahre erstrecken können. Der Einsatz der Ehrenamtlichen wird durch Qualifizierungsangebote unterstützt. Auch der Ausbau des Nachbarschafts- und Begegnungstreffs in der GartenOase, einem Urban-Gardening-Projekt neben der Musikschule in der Overwegstraße 32, gehört zum Aufgabengebiet der Ehrenamtskoordination.
Die Ausreise- und Perspektivberatung verzeichnet ebenfalls einen stetigen Zuwachs. Zurzeit wollen besonders viele Menschen nach Syrien zurückkehren. Den Betroffenen wird bei der Antragstellung für die finanzielle Unterstützung der Ausreise geholfen. Außerdem werden die Perspektiven für eine Reintegration ins Heimatland sowie die dortigen Möglichkeiten zur Einkommensgenerierung besprochen.
Frau Jordan nahm einige Anregungen und Aufgaben mit, das Gespräch war für beide Seiten anregend und war sicher nicht die letzte Begegnung. Das Team verwies abschließend auf das 50jährige Bestehen der Fachstelle, das im nächsten Jahr gefeiert werden soll.
Foto: v.l.nr. Nina Bauer, Stadträtin Stephanie Jordan, Martina Wisnewski, Katja Jähnel, Petra Stach-Wittekind, Anna Hopfe und Markus Heißler